DER TIBER KOCHT Rezension aus Deutschland vom 5. Juli 2021 Der Tiber kocht. Befremdliche Gestalten tummeln sich im römischen Stadtbild. Etruskische Graffiti, wie es sie gar nicht geben dürfte, erscheinen an den unpassendsten Stellen Roms, gleich einer Flaschenpost im Strudel der Zeiten. Während die Öffentlichkeit um den sterbenden Papst bangt und der Himmel über Rom sich ... číst celémit Menschen zwischen Hoffnung und Verzweiflung bevölkert, entzieht sich eine geheimnisvolle Gestalt ein über das andere Mal den ihr nachspürenden Blicken. Solcher Art sind die Ereignisse in diesem Romandebüt. Andere Handlungsfäden führen ins Spital auf der Tiberinsel, kommen uns mit waghalsigen Kletterpartien über der Peterskuppel, fordern uns – tiefgründig, lesbar, unterhaltsam – mit Exkursen in die „Quantentheologie“ und philosophischen Erörterungen geisterhafter Südseereptilien. Im Zentrum steht jedoch die „ewige“ Stadt Rom, der magische Fluchtpunkt für Erleben und Vorgeschichte des Erzählers Markus N. Von den Inselklippen vor Irlands Westen treibt es ihn zurück nach Frankfurt, wo der Tod des Vaters ihn, den Sohn und Zeitungsschreiber, aus der Bahn wirft. Ein Bruch im Leben des Vaters stellt ihn und die Geschwister vor ein Rätsel und verlangt nach Aufklärung. Wenn N. nicht gerade versumpft, geht er auf Reisen, um das Geheimnis aufzulösen: erst nach Rotterdam und Barcelona, wo ein kleiner resoluter Jesuit vom Format des Pater Settembrini aus Thomas Manns „Zauberberg“ ihm beim Stierkampf heimleuchtet. Dann, auf dem Höhepunkt, zum Ziel „aller Wege“: Rom. Hier wird der Sucher und Jäger zum Gejagten, während er fiebernd und halluzinierend dem Vater, einem großen Unbekannten und sich selbst nachspürt. In der Jesuitenvilla San Pastore, einem Kloster bei Frascati und an einem Baum im Pazifik klingt der Roman aus. „Der Ratschlag“ weist äußerlich Gemeinsamkeiten mit den Kirchenreißern eines Dan Brown auf, ist aber ein viel ernsteres Stück Literatur - und spiegelt eine katholische Innenansicht. Thomas Kurtenbach kommentierte in der „Frankfurter Neue Presse“: „Hladeks 'Ratschlag' ist nach Anlage und Ambition ... einigermaßen größenwahnsinnig. Es ist als großer Wurf angelegt. Als das eigentlich Irre entpuppt sich nicht das Vorhaben, sondern dass und wie es gelingt. Ein Stück echter Literatur...“ Maria Gazzetti, langjährige Leiterin des Literaturhaus Frankfurt (heute Goethehaus, Rom), adressierte den Autor wie folgt: „Complimenti! Das Buch ist sehr, sehr gut. Dank für eine Lektüre, die intelligent, packend, überzeugend ist und gut geschrieben. Ein toller Anfang... man liest und liest. Das Geheimnis dieses Schreibens... wirklich toll!“ Dierk Wolters, Literaturexperte der "Frankfurter Neuen Presse", gleichfalls an den Autor : „Raffiniert! Du weißt ja, dass ich mich mit der Religion schwertue, und mit dem Katholizismus, seinen Würdenträgern und ihren mir stets völlig absurd erscheinenden Riten besonders. Dass mich der Roman trotzdem gepackt hat, will also erst recht was heißen: und zwar gepackt als Geschichte eines Sinnsuchenden, den nicht irgendeine läppische Beziehungskiste allein aus der Kurve trägt, sondern letztlich eine Art Verzweiflung, die das Kleine und Private ebenso umfasst wie das Große und Ganze. So ist es in vielerlei Hinsicht ein Glück, dass es dieses Buch gibt … Ich bin wirklich beeindruckt.“ ------------------------------------ FNP, 30.12. 2020: "THEATERKRITIKER WILL FAMILIENGEHEIMNIS LÜFTEN - Literatur: Marcus Hladeks großartiger Debütroman 'Der Ratschlag' ist ein intellektuelles Roadmovie. Markus Nicolić, Frankfurter Theaterkritiker und, so viel darf man wohl unterstellen, in manchem verwandt mit Marcus Hladek, selbst Kulturjournalist und Autor von 'Der Ratschlag. Eine Mystifikation', erfährt auf einer Irland-Reise vom Tod des Vaters. Er reist nach Hause, betrauert den Verlust mit der Familie und begibt sich, inspiriert durch einen geheimnisvollen Trauergast, auf die Suche nach der Lösung eines Familiengeheimnisses. Warum, genauer: für wen, verließ der Vater einst das Priesterseminar in Rom? Nicolićs Mutter war es nicht. Der Protagonist, entfernt davon, ein strahlender Held zu sein, folgt den Spuren über Rotterdam und Barcelona nach Rom. Dort streift er im Fieber durch die Stadt auf der Suche nach dem vermuteten Grund: einem geheimnisvollen Kirchenmann, der schon als Priesteranwärter als klerikales Highpotential auffiel, und, als das Fleisch einmal schwach wurde, zum Wohl von Mutter Kirche geschützt werden musste. Ihren dramatischen Höhepunkt erfährt die Handlung in der Höhe der Petersdomkuppel, so viel sei verraten. Der Weg führt Nicolić ferner in das Kloster seines Onkels, wo er einen Mönch kennenlernt, der zuvor ein anerkannter Quantenphysiker war. Und wo er die Wahl des neuen Papstes erlebt, den zuvor kaum jemand kannte und in dessen Bett er nun schläft. Das Buch endet auf einer Südseeinsel in der Zwiesprache mit einer Schildkröte. Hladeks 'Ratschlag' ist in seiner Anlage und Ambition für einen Romandebütanten, der Hladek trotz seiner 58 Jahre ist, einigermaßen größenwahnsinnig. Es ist als großer Wurf angelegt. Doch als das eigentlich Irre entpuppt sich am Ende nicht das Vorhaben an sich, sondern dass und wie es gelingt. Hladek ist als gewiefter und kluger Journalist in der Kulturszene des Rhein-Main-Gebiets bekannt. 'Der Ratschlag' ist also nicht sein erster Schreibversuch. Dennoch legt der Schriftsteller Hladek offenkundig alles in dieses Buch. Er arbeitet lange daran. Er will ein Opus magnum schaffen, den eigenen hohen Ansprüchen genügen. Andere scheitern daran, zu viel zu wollen. Am Druck. Hladek hingegen gelingt das Kunststück. Er schafft nicht nur ein Buch, eine Veröffentlichung, Unterhaltung, sondern er bringt nach langer Tragzeit ein Stück echter Literatur zur Welt. Sprachverliebt, gewandt und hochklassig, trotzdem gut lesbar und ohne durch eitle Satzdrechselei ungenießbar zu werden. Intellektuell auf hohem Niveau, ohne Leser, die nicht jede Anspielung entdecken oder jeden Terminus verstehen, zu langweilen oder zurückzulassen. So folgt der Leser diesem Markus Nicolić auf seinem intellektuellen Roadmovie, das gespickt ist mit tollen Einfällen und schrägen Wendungen, einigermaßen atemlos und mit zunehmender Faszination, durch halb Europa und die Welt. Auf einer Reise durch Teile der Geistes- und Kirchen- - und Nicolićs Familiengeschichte."