Mein Vater hat nie Lust auf irgendwelche Spiele. Da kann ich kommen, mit was ich will: 'Siedler von Catan', 'Monopoly', 'Scotland Yard'. Interessiert ihn nicht! Sage ich aber das Zauberwort 'Benogl', kriegt er große Augen, grummelt etwas Unverständliches vor sich hin, geht zu einer Schublade im...
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Mein Vater hat nie Lust auf irgendwelche Spiele. Da kann ich kommen, mit was ich will: 'Siedler von Catan', 'Monopoly', 'Scotland Yard'. Interessiert ihn nicht! Sage ich aber das Zauberwort 'Benogl', kriegt er große Augen, grummelt etwas Unverständliches vor sich hin, geht zu einer Schublade im Wohnzimmerschrank und holt Karten raus, die aussehen, als wären sie schon im vorigen Jahrtausend gespielt worden. Dann geht es los. Nicht mal nur so eine Stunde. Nein, da vergeht auch schon mal ein halber Tag. An Weihnachten spielen wir 'Benogl' oder, wie es außerhalb des Musterländles heißt, 'Binokel' bis früh um vier. Bei diesem Spiel kann der Schwabe nicht an sich halten. Da verwandelt sich der sonst eher maulfaule, stets ans Schaffen denkende Bewohner des deutschen Südwestens in ein leidenschaftliches Wesen. Hier kriegt er einen puterroten Kopf, hier lässt er die Sau raus. Und wer auf der Suche ist nach den wildesten schwäbischen Flüchen und Verwünschungen, der muss einfach mal bei einem Binokel-Spiel zugucken oder, wenn er sich traut, mitmachen. Jo Müller
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