Isabelle kroch ein Schauer über ihren Rücken. Warum, wusste sie nicht so genau. Es gab viele Geschichten über Geister oder Heimsuchungen. Doch die Art und Weise, wie Noirin sie ihr erzählte, verursachte bei ihr eine Gänsehaut. Das war noch merkwürdiger als alles andere. Noch nie hatte sie sich in der Gegenwart einer alten Frau dermaßen unwohl gefühlt. Aber vielleicht lag das ja auch nur an den Geschehnissen des Tages.Wie dem auch sei. Egal, was Noirin ihr wirklich zu sagen hatte, es war gewiss nicht schlimmer als das, was ihr Vater vor wenigen Minuten in der Küche verkündet hatte.»Aber genug der Plauderei«, unterbrach Noirin ihren Gedankengang.»Mir läuft die Zeit davon. Ich muss mich sputen, wenn ich ... Also höre meine Botschaft. Dein Leben, mein Kind, wird nicht in den geordneten Bahnen weiter verlaufen, in denen es begonnen hat. Viel Leid wird über Dich und die Deinen kommen. Sehr viel Leid! Aber aus dem Leid wird etwas erwachsen, das immerwährenden Bestand hat. Nutze die Gunst der Stunde und du wirst den Sieg davontragen. Sei weise und nimm dein Schicksal in deine eigene Hand, denn nur dann wird sich alles zum Guten wenden. Unsere Clans sind eng miteinander verbunden und deine Aufgabe wird es sein, den Bund zu festigen. Höre auf jemanden, der dir sehr nahesteht. Er wird die Dinge richten. Dein Weg wird steinig werden und es obliegt alleine dir, ihm zu folgen oder ihn zu verlassen. Vertraue nur auf dich selbst. Höre auf dein Inneres, denn dann werden die Seelen der Verstorbenen mit dir sein. Viel Glück!« Isabelle lauschte den Worten der Alten, doch so richtig begreifen konnte sie sie nicht.Welcher Weg? Welcher Bund? Welcher Clan?»Noirin, aus welchem Clan stammt Ihr?« In diesem Moment schlug die Glocke der Kirche zur ersten Stunde.»Das, mein Kind, wirst du noch früh genug erfahren«, entgegnete ihr Noirin lächelnd.»Kind, ich habe keine Zeit mehr. Es wird Zeit für mich zu gehen. Denk an meine Worte!«, mit diesen Worten begann Noirin plötzlich langsam zu verblassen. »Denk an meine Worte! Denk an meine ...!«, flüsterte ihr der Schemen so lange zu, bis er schließlich ganz verschwand. Isabelle schrie erschrocken auf und starrte fassungslos auf die nun leere Stelle.